Ein Blick auf Bosnien-Herzegowinas als (potenzielles) Steuerparadies
In diesem Beitrag erkunden wir, ob das Land Bosnien und Herzegowina als Steueroase oder auch als Steuerparadies für Unternehmen und Privatpersonen – insbesondere aber auch für ausländische Investoren, betrachtet werden kann. Wir werfen einen genauen Blick auf die Steuerstruktur Bosnien-Herzegowinas, die Steuersätze und die speziellen steuerlichen Anreize, die Bosnien und Herzegowina ausländischen Investoren bietet.
Die Steuerstruktur in Bosnien und Herzegowina
Bosnien und Herzegowina zeichnet sich durch eine relativ einfache und niedrige Steuerstruktur aus, die es sowohl für lokale als auch für internationale Geschäftsleute, aber auch Privatpersonen attraktiv machen könnte.
Körperschaftssteuer
Der Körperschaftssteuersatz in Bosnien und Herzegowina beträgt einheitlich 10 %, was im Vergleich zu anderen europäischen Ländern recht niedrig ist.
Einkommensteuer in Bosnien und Herzegowina
Auch die Einkommensteuer liegt bei einem flachen Satz von 10 %, was die „Steuersimpelheit“ weiter unterstreicht. Die niedrige Einkommensteuer macht das Land für ausländische Unternehmer & Privatpersonen sehr interessant.
Mehrwertsteuer: Ein Puzzleteil der Steueroase?
Die bosnisch-herzegowinische Mehrwertsteuer ist standardmäßig auf 17 % festgelegt, mit einigen Ausnahmen für bestimmte Waren und Dienstleistungen. Dienstleister, die Ihre Leistungen in andere Länder „exportieren“ sind in der Regel sogar umsatzsteuerbefreit.
Vergleich mit anderen Ländern: Wie “steuerparadiesisch” ist Bosnien und Herzegowina?
Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sich Bosnien und Herzegowina steuerlich im regionalen und europäischen Kontext positioniert, ist ein kurzer Blick auf die Körperschaftssteuersätze (und in vereinfachter Form auch auf Einkommensteuersätze) einiger anderer Länder aufschlussreich:
Land | Körperschaftssteuer | Einkommensteuer (typisch) |
---|---|---|
Bosnien-Herzegowina | 10 % | 10 % (einheitlicher Satz) |
Montenegro | 9 – 15 % | 9 – 15 % |
Serbien | 15 % | 10 – 20 % |
Kroatien | 10 – 18 % (abh. vom Umsatz) | 20 – 30 % (abh. vom Einkommen) |
Bulgarien | 10 % | 10 % |
Deutschland | ca. 15 % + SolZ + Gewerbe* | 14 – 45 % |
Österreich | 25 % (Senkung auf 24 %/23 % geplant) | 20 – 55 % |
* Die tatsächliche Belastung in Deutschland kann je nach Gewerbesteuer-Hebesatz der Gemeinde deutlich höher liegen.
Aus dieser Tabelle wird deutlich, dass Bosnien und Herzegowina mit 10 % Körperschaft- und 10 % Einkommensteuer im unteren Steuerspektrum liegt und damit durchaus konkurrenzfähig zu einigen Nachbarländern, aber auch deutlich niedriger als Deutschland oder Österreich.
Steuerliche Anreize für ausländische Investoren
Bosnien-Herzegowina bietet eine Reihe von steuerlichen Anreizen, die speziell darauf abzielen, ausländische Direktinvestitionen anzuziehen. Dazu gehören:
Steuerbefreiungen
Investoren können unter bestimmten Bedingungen von einer Steuerbefreiung profitieren, beispielsweise durch Investitionen in spezielle Wirtschaftszonen oder bestimmte Branchen wie Technologie und Entwicklung.
Verlustvortrag
Unternehmen können ihre Verluste über mehrere Jahre hinweg geltend machen, was die finanzielle Belastung in schwierigen Zeiten verringern kann.
Anreize für Reinvestitionen
Gewinne, die in das Unternehmen reinvestiert werden, können steuerlich begünstigt werden, was eine kontinuierliche Entwicklung und Expansion unterstützt.
Dank Steuerbefreiungen, Verlustvorträgen und Anreizen für Reinvestitionen wird Bosnien und Herzegowina mitunter als Steueroase bezeichnet. Zwar trifft dies nicht in vollem Umfang zu, doch sind die Vorteile für ausländische Investoren keineswegs zu unterschätzen.
Doppelbesteuerungsabkommen und rechtliche Rahmenbedingungen
Ein wichtiger Aspekt für internationale Investoren sind Doppelbesteuerungsabkommen (DBA). Bosnien-Herzegowina hat mit vielen Ländern – darunter Deutschland, Österreich und der Schweiz – Abkommen geschlossen, um eine doppelte Besteuerung von Einkünften und Gewinnen zu vermeiden. Dies trägt zusätzlich zur Attraktivität des Landes für ausländische Unternehmen bei.
Darüber hinaus ist zu beachten, dass Bosnien und Herzegowina administrativ in zwei Entitäten (Föderation Bosnien und Herzegowina sowie Republika Srpska) gegliedert ist, was zu leicht unterschiedlichen steuerlichen und rechtlichen Regelungen führen kann. Dennoch gelten landesweit sehr ähnliche Kernsteuersätze. Wer investieren möchte, sollte sich daher im Vorfeld unbedingt über die genauen Regelungen in der jeweiligen Entität informieren.
Wirtschaftliches Klima und der Einfluss von Steuerpolitiken
Die steuerlichen Rahmenbedingungen Bosnien-Herzegowinas sind attraktiv gestaltet, um ein freundliches Umfeld für Investitionen zu schaffen. Diese Politiken haben das Potenzial, das lokale Wirtschaftsklima signifikant zu beeinflussen:
- Investitionszuwachs: Niedrige Steuersätze und günstige steuerliche Bedingungen können zu einem Anstieg der ausländischen Direktinvestitionen führen.
- Wirtschaftswachstum: Diese Investitionen können wiederum das allgemeine Wirtschaftswachstum fördern, Arbeitsplätze schaffen und die wirtschaftliche Entwicklung vorantreiben.
Geografische Lage – BiH als Drehscheibe zu Märkten in Südosteuropa und EU-Nähe
Bosnien und Herzegowina liegt im Herzen des Balkans und ist von mehreren EU-Ländern umgeben. So grenzt beispielsweise Kroatien, das Mitglied der EU und des Schengen-Raums ist, direkt an Bosnien. Dadurch bietet sich Investoren ein relativ einfacher Zugang zu wichtigen Märkten innerhalb Europas. Die Nähe zur EU – auch wenn Bosnien-Herzegowina selbst (noch) kein EU-Mitglied ist – kann für Unternehmen, die von hier aus in andere europäische Länder exportieren möchten, von Vorteil sein.
Zudem ist die bosnisch-herzegowinische Währung (Konvertible Mark, BAM) an den Euro gekoppelt, was für eine gewisse Wechselkursstabilität und Planbarkeit sorgt.
Ist Bosnien und Herzegowina nun eine Steueroase?
Während Bosnien-Herzegowina einige Merkmale einer Steueroase aufweist, wie niedrige Steuersätze und attraktive Anreize für ausländische Investoren, erfüllt es nicht alle Kriterien, die typischerweise mit traditionellen Steueroasen verbunden sind. In jedem Fall ist Bosnien & Herzegowina aus steuerlicher Sicht sehr interessant, für Investoren, Unternehmen aber auch Privatpersonen – ohne ein typisches Steuerparadies zu sein. Die Regierung bemüht sich, ein Gleichgewicht zwischen attraktiven Steuervorteilen und der Notwendigkeit einer fairen und nachhaltigen Steuerpolitik zu finden.
Wir hoffen, dieser Beitrag hat dir einen klaren Einblick in die steuerlichen Rahmenbedingungen Bosnien-Herzegowinas gegeben und zeigt, warum das Land ein interessanter Standort für Investitionen sein könnte. Wenn du in Bosnien investieren, ein Unternehmen Gründern, Auswandern, oder mehr über die Möglichkeiten erfahren möchtest, steht dieses Land vielleicht bald auf deiner Liste!
Hinweis: Dieser Artikel dient lediglich zu Informationszwecken und stellt keine Rechts- oder Steuerberatung dar